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Demokratisierung der pädagogischen Beziehung

Vor einiger Zeit habe ich auf meinem Blog einen Beitrag mit dem Titel „Demokratisierung von Erziehung“ veröffentlicht. Der darin beschriebene Gedanke lässt sich gut auf die pädagogische Beziehung übertragen.

Schauen wir uns also zwei typische Schauplätze der Offenen und Stationären Jugendarbeit an.

 Jugendtreff
Der Schlüssel des Medienraums ruht in der Tasche des Jugendarbeiters, seine Kollegin kümmert sich um die Herausgabe der Spiele für die Playstation. Die Regeln, wer in den Genuss der Medien kommt, sind aufgestellt und gut kommuniziert. Im Notfall kann der Zugang zu den Medien auch genutzt werden, um erzieherisch oder animatorisch zu wirken.

Jugendheim
Auch hier ist alles gut geregelt und vom Pädagogen durchdacht. Die Inhalte des Fernsehprogramms und der DVD sind vorbesprochen und mit der wöchentlichen verfügbaren Medienzeit abgestimmt. Die Medienzeit wird genutzt, um pädagogische Interventionen zu stützen.

Die gute alte Zeit! Vergleichsweise war es früher einfacher, seinen erzieherischen Auftrag wahrzunehmen und die Jugendlichen auf einem guten Weg an die Medien heranzuführen. Mit verträumtem Blick werden einige an diese Zeit zurückdenken, in der es so einfach war, Grenzen zu setzen und auf die Entwicklung des Individuums abgestimmte Impulse mitgeben zu können. Auch in dieser Beziehung hat sich nun eine digitale Kultur eingeschlichen. In jeder Hosentasche befindet sich der Zugang zu allen Informationen, zu allen Freunden und jeglichen Medieninhalten. Der/die Jugendliche ist weder im Heim noch im Jugendtreff auf die Gunst eines Pädagogen angewiesen, um an diese Inhalte zu kommen.

Die Fachperson hat nun verschiedene Möglichkeiten, sich und ihre Aufgabe wieder ins Spiel zu bringen. Und weil ich so gerne übertreibe, seien hier die zwei extremsten Positionen beschrieben, die eine Fachperson einnehmen kann.

Der unreflektierte Autokrat
Er besinnt sich auf seine alte Macht und versucht, diese durchzusetzen, indem er ein Handyverbot in den Räumen der Institution und WLAN-Codes einführt oder Gespräche mit den Eltern organsiert, um notfalls Geräte einzuziehen. Inhaltlich lassen sich diese Massnahmen mit der Absicht von Sicherheit und Schutz begründen. Man verweist auf die Risiken und Gesetze, die laufend gebrochen werden. Im Innern ist dies oft ein Kampf um Kontrolle und die eigene Rolle als erziehende Person.

Die offene Demokratin
Sie freut sich über die Möglichkeiten, die ihre Jugendlichen durch die digitalen Medien erhalten. Freudig geht sie mit ihnen ins Gespräch und lotet mit ihnen die Möglichkeiten aus, die die Medien haben. Spielerisch baut sie diese in ihren Arbeitstag ein und lernt mit den Jugendlichen zusammen. Es entstehen spannende Gespräche, in denen von ihr beobachtete Entwicklungen kritisch reflektiert werden. Es kommt auch vor, dass sie in diese Gespräche die geltenden Gesetze und Regeln der Institution einbringen muss. Im Gespräch sind aber bald für alle tragbare Regeln erarbeitet, die mit Engagement und täglicher Auseinandersetzung umgesetzt werden.

Die beiden Herangehensweisen unterscheiden sich in einer Grundhaltung, die ich hier als analog und digital bezeichnen will. Die analoge Herangehensweise zeichnet sich durch eine autoritäre Haltung aus, in der die Fachperson mehr weiss und sich durch ihre Autorität in die pädagogische Beziehung eingibt. In der digitalen Herangehensweise nimmt sich die Person nicht so viel Raum und bringt sich eher durch einen gleichberechtigten Beitrag in das Geschehen ein. Begegnungen geschehen auf Augenhöhe und im Austausch mit möglichst vielen Beteiligten.
In diesem Sinne erachte ich es als notwendig, dass sich pädagogische Fachpersonen ein digitales Verständnis für ihre Arbeit aneignen. Wenn sich dies zu abstrakt anhört, kann das Wort “digital” auch gut durch “demokratisch”, ” lebensweltorientiert” oder “partizipativ” ersetzt werden.

Zur Sichtbarkeit einer Organisation in SocialMedia

Ich möchte an den letzten Blogbeitrag anschliessen und weiter über das Thema “Sichtbarkeit” schreiben. Dabei möchte ich euch auf einen Artikel von Niels Brügger und Jürgen Ertel im März-Heft “Jugendarbeit und social networks” (ab Seite 5) aufmerksam machen. Die Autoren beschreiben darin, wie eine Stelle, die sich auf Social Media einlässt, auf verschiedenen Ebenen sichtbar wird. Bei jeder Aktion im Netz sollte man überlegen, wie diese von aussen wahrgenommen werden kann. Hier ein gutes und ein unglückliches Beispiel, auf die ich vor kurzem gestossen bin:

 

pos bspkaschiert

Der kritische Beitrag von Jugendlichen wurde kommentiert. Aus dem Kommentar kann man wichtige Arbeitsprinzipien der Stelle erkennen. Sichtbar wird eine Stelle, die für alle Jugendlichen offen ist, Kritik ernst nimmt, Probleme anspricht und Kontakt zu allen sucht.

Hier ein weniger gutes Beispiel:


bitte macht das foto wegverwischt

Dieser Dialog ist seit einigen Monaten so lesbar. Hier wird auch einiges sichtbar. Diese Jugendarbeitsstelle nimmt ihre Jugendlichen nicht ernst. Sie missachtet offensichtlich das Recht am Bild ihrer Klientinnen und bricht Unterhaltungen mit diesen unkommentiert ab. Nicht sichtbar ist, wie die Stelle „offline“ vorgegangen ist. Vielleicht haben sie sich in einem Gespräch darüber unterhalten und sind sich einig geworden. Online sichtbar ist aber was anderes. Zum Zeitpunkt, an dem ich diesen Screenshot gemacht habe, war der Tread 4 Monate alt. Was sind die Inhalte, die auf ein Profil gehören? Was braucht der User, damit er sich auf eurem Profil oder auf eurer Seite zurecht findet? In den nächsten Artikeln werde ich auf diese Fragen eingehen. Wenn ihr Beispiele oder Fragen habt, meldet euch ……….. 2012-03-27 – 11:57:45