Header Image - KOPF-STAND.ORG

Category Archives

11 Articles

Auf dem neuesten Stand sein mit “News’n’Trends” Kinder, Jugendliche, Digitale Medien

Auf dem neuesten Stand sein mit “News’n’Trends” Kinder, Jugendliche, Digitale Medien

Du möchtest als Erziehungsbeteiligte oder Fachperson “a Jour” bleiben, was Kinder-, Jugendliche und Digitale Medien betrifft? Mit diesen „News’n’Trends Videos“ möchte ich Dich dabei unterstützen über neu erschienen Studien, Papers, Stellungnahmen und Berichten aus den Medien auf dem Laufenden zu bleiben. Kurz und knackig stelle ich diese vor und erlaube mir eine Einordnung.

Über diesen Link könnt ihr ohne Abo oder Anmeldung einen Kommentar oder sonstigen Beitrag hinterlassen:
https://findmind.ch/c/fFKX-MsL2

Und hier einen Kaffee spendieren:
https://www.buymeacoffee.com/LaurNetz

YouTube player

0:55 TikTok muss Busse bezahlen

01:02 Artikel Tagesanzeiger “Es gibt eine wirklich dunkle Seite”

06:41 JAMESfocus

07:37 gerade im Zusammenhang mit dem letzten besprochenen Bericht

07:59 Soziale Aufwärtsvergleiche

08:12 Paper VOJA issue Digitale Medien in der OKJA

08:54 Sogenannter Filterwahn

09:58 Klare Markierung der Filter im aufgenommenen Video

10:28 Die Nutzung der Filter beinhaltet immer eine Reflexion

11:32 Filter sind Unterhaltung und Trend-Aspekt

11:52 TakeAway

12:24 Beitrag Wampfler „Bauchgefühl Medienpädagogik“

12:48 Studie Sucht Schweiz

15:31 Barcamp Soziokultur und Digitaler Wandel

16:00 Radarstation Weiterbildung

16:23 Praxisweiterbildung Jugendarbeit Digital

16:41 FHNW SocialMedia in der Kinder- und Jugendarbeit

TikTok musste eine Busse bezahlen

https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/digitec/tiktok-muss-12-7-millionen-pfund-strafe-zahlen-18799666.html

Bericht Tagi “die wirklich dunkle Seite”

«Es gibt eine wirklich dunkle Seite von Tiktok, die Erwachsene nicht sehen»
https://www.tagesanzeiger.ch/wie-der-tiktok-algorithmus-depressionen-bei-jugendlichen-verstaerken-kann-436756970615

JAMESfocus

https://www.zhaw.ch/de/psychologie/forschung/medienpsychologie/mediennutzung/james/jamesfocus

Sogenannter Filterwahn

https://www.20min.ch/story/der-neuste-tiktok-trend-knoepft-sich-schoenheitsstandards-vor-612911244635

Ph. Wampfler: Das Problem an »Bauchgefühl«-Medienpädagogik
https://schulesocialmedia.com/2023/05/09/das-problem-an-bauchgefuhl-medienpadagogik/

VOJA Bern Paper

https://www.voja.ch/Themen/Digitale-OKJA

Studie Sucht Schweiz

Nationale Studie zu Online-Aktivitäten von Jugendlichen: rund drei Prozent mit problematischem Gaming – Sucht Schweiz
https://www.suchtschweiz.ch/press/nationale-studie-zu-online-aktivitaeten-von-jugendlichen/

Barcamp #skamp23

Barcamp Soziokultur und digitaler Wandel #SKAmp
https://radarstation.ch/projekte/barcamp-soziokultur-und-digitaler-wandel

Weiterbildung Ctrl

Grundqualifikation Kinder- und Jugendarbeit in der Digitalität
https://radarstation.ch/projekte/rdy-grundqualifikation-kinder-und-jugendarbeit-in-der-digitalitaet

Praxis-Weiterbildung Jugendarbeit.digital

Social Media in der Kinder- und Jugendarbeit

https://www.fhnw.ch/de/weiterbildung/soziale-arbeit/9491452

Mit Jugendlichen online kommunizieren

Mit Jugendlichen online kommunizieren

Inzwischen sind die meisten Jugendarbeitsstellen so weit, dass sie online mit Jugendlichen kommunizieren. Dabei gibt es, viele Entscheidungen zu treffen und daraus die entsprechende Planung abzuleiten. Mit dieser Videoserie möchte ich das Thema von der grundlegendsten Frage nach dem “Warum” bis zu den Detailfragen des “Wie?” besprechen. Hier aber als Erstes ein Überblick über alle Themen der Serie.

YouTube player

Hier die Themen, die im Video angesprochen werden. Bei einem Klick auf den Zeitstempel gelangt ihr zur entsprechenden Stelle im Video:

00:00 Einführung

00:30 Erklärung zur Videoserie zu “Kommunizieren mit Jugendlichen”

01:00 Warum wir online kommunizieren

02:22 Wo sind die Jugendlichen Online

03:27 Ab wann braucht es ein Konzept? Wie geht man vor, um ein Konzept zu erstellen

03:56 Wie planen wir die Kommunikation?

04:38 Was sollen wir posten? /Was können Inhalte von Posts sein

05:00 Stolpersteine und offene Diskussionen

Dieses Video soll Teil einer Serie mit folgenden Einzelvideos werden

Themenplanung der Serie “Kommunizieren mit Jugendlichen”

Video 1 : Übersicht/ Ausblick Video

2 : Warum wir online kommunizieren. Wo sind Jugendliche online. Wie entscheide ich, welche Kanäle ich nutzen möchte. Video

3 : Ab wann braucht es ein Konzept. Was gehört in ein Konzept. Wie gehe ich vor. Welche Tools nutze ich. Video

4 : Wie plane ich die Kommunikation? Video

5 : Was sollen wir posten? /Was können Inhalte von Posts sein? Video

6 : Stolpersteine und offene Diskussionen

Und hier geht es zum Kaffi: https://www.buymeacoffee.com/LaurNetz

Muss Jugendarbeit nicht “Face to Face” stattfinden?

Muss Jugendarbeit nicht “Face to Face” stattfinden?

Widerstände gehören zu uns. Allerdings können sie unsere Arbeit behindern, wenn wir diese nicht reflektieren. Ein paar Gedanken zum Widerstand “Muss Jugendarbeit nicht FacetoFace stattfinden?”

YouTube player

00:00 Intro
00:25 Einführung
01:30 Widerstand
01:35 Sowohl als auch anstatt entweder oder
02:17 professionelle Standards / Beziehungsaspekte
03:10 Verlässlichkeit als Beispiel
04:00 Beziehungsgestaltung
06:50 Wir stehen nicht immer im Mittelpunkt
08:20 Online fällt Jugendlichen vieles einfacher
09:30 Unsichtbare Zielgruppen

und hier der Link für den Kaffee:
https://www.buymeacoffee.com/LaurNetz

Danke im Voraus
Grüsse Laurent

Erziehung Online / Offline

Erziehung Online / Offline

An vielen Elternabende die ich durchführe geht es um Ängste und Unsicherheiten rund um  digitale Medien. Ich bestärken Eltern darin, dass sie selbst viele wichtige (Medien-)Kompetenzen mitbringen. Beispielsweise haben wir Erwachsene gelernt, dass wir Unbekannten nicht grundsätzlich vertrauen, wir uns von ihnen nicht um den Finger wickeln lassen. Oder wir glauben nicht alles, was wir lesen. Wenn sich Erwachsene dieser Stärken bewusst sind, ist es für sie einfacher, sie den Kindern auch für die Online-Welt zu vermitteln.

Erwachsenen ist der Unterschied zwischen der „realen“ und der „virtuellen“ Welt sehr wichtig, was oftmals gelingende Kommunikation verhindert. Ich streite nicht ab, dass es Unterschiede gibt zwischen einem Online- und einem Offline-Gespräch. Darin liegt aber keine Wertung. Oft finden gerade Jugendliche online die Zustimmung, die sie offline nicht bekommen. Das Gleiche gilt für digitale Werte. Egal ob ich über ein halbes Jahr in einen Spielcharakter investiere, ein Pixelhaus baue oder in einem Online-Team ein Gebiet erobere; alles bekommt durch die intensive Auseinandersetzung einen emotionalen Wert. Ich habe als Jugendlicher einmal mein Badetuch verloren, darauf waren alle meine Schwimmabzeichen genäht. Meine Trauer galt nicht dem materiellen Wert, sondern dem „virtuellen“, das heisst, den Erlebnissen, die ich mit diesen Abzeichen verband. Wir sind uns also durchaus „virtuelle“ Werte gewohnt, gestehen sie aber der digitalen Welt nicht zu. Das Gleiche gilt für die Kommunikation und die Kontakte, die online gepflegt werden. Kinder und Jugendliche erfahren diese als real, und sie sind für sie insbesondere in der Jugendzeit sogar essenziell. Erwachsene begegnen diesen für Kinder und Jugendliche realen Werten und Kontakten aber meist mit Misstrauen, Abwertung und Widerstand. Eltern wollen nicht über die Online-Welt reden und laufen so Gefahr, einen Teil des Lebens ihrer Kinder zu verpassen.

Warst du heute gut im Spiel? Hat dein Clan den Krieg gewonnen? Konntest du deine Punkte holen? Diese Fragen sind Türöffner zu einer Welt, die für Kinder ab ca. 10 Jahren wichtig ist.

Wir raten Eltern, mit ihren Kindern über Games und Online-Gewohnheiten zu reden. Es ist wichtig, innezuhalten und ihnen zuzuhören, statt sie nur vor allfälligen Gefahren zu warnen oder sie gar vom Gamen abzuhalten. Wollen wir von Kindern und Jugendlichen ernst genommen werden, müssen sie das Gefühl bekommen, dass wir Anteil nehmen. Dies ist nicht als Bringschuld der Jugendlichen zu verstehen, sondern als Hohlschuld der Erwachsenen. In vielen Familien geschieht das automatisch.

Weil es Kinder gibt, die die nicht über ideale Bedingungen verfügen, brauchen wir Stützsysteme, die hier greifen. Schulsozialarbeit, offene Jugendarbeit, Jugendberatungsstellen oder die KESB leisten hier wichtige Beiträge. Mit dem Lehrplan 21 sind Medienkompetenzen Teil des Schulstoffs. Aus meiner Sicht bringt der Lehrplan zwei massgebliche Änderungen: Erstens beinhaltet er neue Kompetenzen, die für den sicheren und zielgerichteten Umgang mit digitalen Medien wichtig sind. Zweitens distanziert er sich von einer reinen Auflistung von zu behandelnden Inhalten, betont hingegen die Fähigkeiten, die erlernt werden sollen. Hier stehen wir vor grossen Herausforderungen, wie diese Vorhaben umgesetzt werden, damit Chancengleichheit entstehen kann.

Wie im Strassenverkehr braucht es auch in der digitalen Welt schützende Regeln. Die rasche Entwicklung und die schiere Grösse des Internets erschweren diese. Gewisse Ansätze existieren aber bereits. Beispielsweise kategorisiert die PEGI Spiele nach ihrem Inhalt. Wäre es dabei nicht sinnvoll, auch einzelne Funktionen zu kennzeichnen, die für Kinder gefährlich werden können?

Erwachsene, die mit schlechten Absichten Kontakt zu Kindern suchen, gab es schon immer auf Spielplätzen, Schulhöfen und Sportanlagen. Im Unterschied zu Online-Räumen kennen Eltern diese Kindertreffpunkte. Sie sind selbst oft dort anwesend, genauso wie ab und zu die Polizei oder andere Vertrauenspersonen. Ähnlich verhält es sich in der Online-Welt: Auch hier hilft es, wenn wir uns dort ab und zu selbst aufhalten, um uns zu informieren. Also, lasst uns miteinander reden, chatten, spielen und mit Visionen an den digitalen Herausforderungen arbeiten. Neulich fragte ich eine Schulklasse, was das Internet sei. Ein Mädchen in der hintersten Reihe hat darauf gerufen: „Freundschaft, Gemeinschaft, Liebe!

Dieser Beitrag ist in leicht anderer Version 2018 in der NZZ als Gastkommentar erschienen

Jetzt legt doch mal das Handy weg!?

Jetzt legt doch mal das Handy weg!?

Eine Gruppe Jugendlicher betritt den Jugendtreffpunkt. Das Handy schon in der Hand, werfen sie sich auf das Sofa und sind im Nu in ihre Handys vertieft. Aus der Perspektive des aussenstehenden Beobachters ist dies schwierig mitanzusehen, weiss die Fachperson der Soziokulturellen Animation doch die Zeit besser zu nutzen, als „nur“ ins Handy zu schauen.

Doch führt diese Sichtweise zu einem gewinnbringenden Dialog?

Eigenschaften von Medien berücksichtigen
Medien sind nur die Vermittler von Botschaften, während die Nutzenden immer die Handelnden sind. Dennoch lassen digitale Medien das Gefühl entstehen, uns „zu etwas zwingen zu wollen“. Das können sie jedoch nicht. Im Gegensatz zu früher stehen die heutigen digitalen Medien in unbegrenzter Menge, kopierbar und zeitunabhängig zur Verfügung. Dadurch entsteht eine echte Herausforderung, einen Umgang mit ihnen zu finden. Allerdings werden wir in der Reflexion über Mediennutzung scheitern, wenn wir uns dabei auf alte Konzepte stützen oder uns frühere Umstände zurückwünschen. Was wir wissen ist, dass die Zukunft viel Ungewisses und schnelle Veränderungen bringt. Daher wird es immer wichtiger, flexibel reagieren zu können und über kreative Kompetenzen zu verfügen (Genner 2017, S. 42).

Abschied vom „Richtigen“
Viele Aspekte der Mediennutzung sind einem schnellen Wandel unterworfen und für uns neu. Als Beispiel seien hier die Veränderungen in Bezug auf Privatsphäre und Öffentlichkeit angeführt. Wir müssen uns davon verabschieden, dass es hinsichtlich der Mediennutzung nur einen richtigen Ansatz gibt. Bestenfalls können wir ein Bewusstsein darüber erlangen, was für uns richtig ist oder uns gut tut. Wichtig ist, die Kompetenz zu erlernen, eigenes Verhalten zu reflektieren und selbstständig anzupassen. Norbert Groeben stellte bereits im Jahr 2002 fest, dass Mediennutzung zu einem sozialen Event wird. Neben der viel zitierten Medienkritikfähigkeit sind auch das Finden eines angemessenen Medienkonsums und damit einhergehend das Entwickeln einer medienbezogenen Genussfähigkeit wichtig.

Positive Mediennutzung
Allzu oft verstricken wir uns in der Diskussion, ob neue Entwicklungen nun gut oder schlecht sind. Wir können kritische Fragen äussern, es wird die Welt, in der unsere Jugendlichen aufwachsen, jedoch nicht ändern. Um gewinnbringende Gespräche mit Jugendlichen zu führen, sind wir daher gezwungen, eine positive Vorstellung von Mediennutzung zu entwickeln, die sich an den heute zur Verfügung stehenden Medien orientiert. Wir müssen uns Fragen stellen wie: Wann ist Mediennutzung ok? Wie viel Zeit darf dafür aufgewendet werden? Was macht eine positive Mediennutzung aus? Daraus resultierende Prinzipien ermöglichen uns eine positive Herangehensweise, wobei etwas gelernt wird, die Kommunikation zunimmt und Kontakte entstehen. Dabei darf allerdings nicht vergessen gehen, dass auch passive Mediennutzungsformen ihre Berechtigung haben, indem beispielsweise zum Entspannen ein Film geschaut wird.

Bezeichnungen, die nicht wertend sind
Ergänzen wir die Mediennutzung mit Adjektiven wie „gut“, „vernünftig“ oder „angebracht“, entsteht schnell eine Wertung. Als wertefreie Formulierung schlage ich daher „zielgerichtete oder bewusste Mediennutzung“ vor.

Der Begriff „zielgerichtete Mediennutzung“ erlaubt folgende Arbeitsweise, die wir aus unserer täglichen Arbeit kennen: Ziel setzen, Ziel überprüfen, Verhalten anpassen. Dieses einfache Vorgehen verwende ich jedes Mal, wenn ich ein Medium nutze. Wichtig dabei ist, dass jegliche Ziele erlaubt sind. Da es darum geht, unsere Mediennutzung zielgerichtet zu gestalten, kann Entspannung zwar eine mögliche Konsequenz, keinesfalls aber das Ziel sein.

Diese Überlegungen gilt es nun, in die Arbeit mit Jugendlichen zu übertragen. Anstatt ein Gespräch mit der Aufforderung „jetzt legt doch mal das Handy weg“ zu beginnen, könnte der Gesprächseinstieg über die Frage erfolgen: „Schön seid ihr da, warum seid ihr eigentlich hergekommen?“ Dadurch entwickelt sich allenfalls ein Gespräch, das zeigt, dass das Treffen von Freunden und zusammen Spass haben im Vordergrund stehen. Folglich möchten sie vielleicht das Handy weglegen und ein Turnier organisieren. Möglich ist auch, dass der „Spass“ darin besteht, sich gegenseitig Filme vorzuspielen. Warum nicht daraus einen Event machen?

Zu akzeptieren ist allerdings auch, dass Jugendliche sich freuen, endlich einen Ort zu haben, an dem sie ihre Handys nutzen können, ohne dafür kritisiert zu werden.

Beitrag in gekützter Fassung erschienen in: https://doj.ch/infoanimation-digitale-medien-in-der-okja/

Genner S. (2017). Digitale Transformation: Auswirkungen auf Kinder und

Jugendliche in der Schweiz – Ausbildung, Bildung, Arbeit, Freizeit. Zürich: ZHAW Zürcher

Hochschule für Angewandte Wissenschaften.

Groeben, N. (2002). Dimensionen der Medienkompetenz: Deskriptive und normative Aspekte. In: N.

Groeben & B. Hurrelmann (Hrsg.). Medienkompetenz: Voraussetzungen, Dimensionen, Funktionen

(S. 162−202). Weinheim: Juventa.

Online Games und Kinderschutz

Digitale Medien haben eine ungeheure Anziehungskraft. Im aktuellen Fall des entführten Jungen kam es zu einer Kontaktaufnahme über ein Online-Game. Eine Entführung, eine Zugreise von fast 600 km, eine Landesgrenze, ein Fahrrad, ein Unbekannter, der immer wieder Kinder in seine Wohnung mitnimmt, sind Teile einer Geschichte, die keinerlei Aufmerksamkeit erhalten. Dafür richtet sich diese beinahe ausschliesslich auf ein Internetspiel. Als Zeichen einer Unsicherheit, die die gesamte virtuelle Welt – einmal mehr – infrage stellte.

Hier finden sie eine Zusammenstellung der Artikel, die zum Thema erschienen sind.

An den meisten unserer Elternabende geht es um Ängste und Unsicherheiten rund um die Neuen Medien. Wir bestärken die Eltern darin, dass sie selbst viele wichtige (Medien-)Kompetenzen mitbringen. Beispielsweise haben wir alle gelernt, dass wir Unbekannten nicht grundsätzlich vertrauen, wir uns von ihnen nicht um den Finger wickeln lassen. Oder wir glauben nicht alles, was wir lesen. Wenn sich Erwachsene dieser Stärken bewusst sind, ist es für sie einfacher, sie den Kindern auch für die Online-Welt zu vermitteln.

Erwachsenen ist der Unterschied zwischen der „realen“ und der „virtuellen“ Welt sehr wichtig, was oftmals gelingende Kommunikation verhindert. Ich streite nicht ab, dass es Unterschiede gibt zwischen einem Online- und einem Offline-Gespräch. Darin liegt aber keine Wertung. Oft finden gerade Jugendliche online die Zustimmung, die sie offline nicht bekommen. Das Gleiche gilt für digitale Werte. Egal ob ich über ein halbes Jahr in einen Spielcharakter investiere, ein Pixelhaus baue oder in einem Online-Team ein Gebiet erobere; alles bekommt durch die intensive Auseinandersetzung einen emotionalen Wert. Ich habe als Jugendlicher einmal mein Badetuch verloren, darauf waren alle meine Schwimmabzeichen genäht. Meine Trauer galt nicht dem materiellen Wert, sondern dem „virtuellen“, das heisst den Erlebnissen, die ich mit diesen Abzeichen verband. Wir sind uns also durchaus „virtuelle“ Werte gewohnt, gestehen sie aber der digitalen Welt nicht zu. Das Gleiche gilt für die Kommunikation und die Kontakte, die online gepflegt werden. Kinder und Jugendliche erfahren diese als real, und sie sind für sie insbesondere in der Jugendzeit sogar essenziell. Erwachsene begegnen diesen für Kinder und Jugendliche realen Werten und Kontakten aber meist mit Misstrauen, Abwertung und Widerstand. Eltern wollen nicht über die Online-Welt reden und laufen so Gefahr, einen Teil des Lebens ihrer Kinder zu verpassen.

Warst du heute gut im Spiel? Hat dein Clan den Krieg gewonnen? Konntest du deine Punkte holen? Diese Fragen sind Türöffner zu einer Welt, die für Kinder ab ca. 10 Jahren wichtig ist. Wir raten Eltern, mit ihren Kindern über Games und Online-Gewohnheiten zu reden. Es ist wichtig, innezuhalten und ihnen zuzuhören, statt sie nur vor allfälligen Gefahren zu warnen oder sie gar vom Gamen abzuhalten. Wollen wir von Kindern und Jugendlichen ernst genommen werden, müssen sie das Gefühl bekommen, dass wir Anteil nehmen. Dies ist nicht als Bringschuld der Jugendlichen zu verstehen, sondern als Hohlschuld der Erwachsenen. In vielen Familien geschieht das automatisch.

Weil es Kinder gibt die die nicht über Ideale Bedingungen verfügen, brauchen wir Stützsysteme, die hier greifen. Schulsozialarbeit, offene Jugendarbeit, Jugendberatungsstellen oder die KESB leisten hier wichtige Beiträge. Die Stadtpolizei Zürich schafft beispielsweise mit ihrem Internet-Community-Polizisten Patrick Jean (ICoP) den Schritt über den digitalen Graben. Auch die Schule ist auf diesem Weg. Mit dem Lehrplan 21 sind erstmals Medienkompetenzen Teil des Schulstoffs. Aus meiner Sicht bringt der Lehrplan zwei massgebliche Änderungen: Erstens beinhaltet er neue Kompetenzen, die für den sicheren und zielgerichteten Umgang mit digitalen Medien wichtig sind. Zweitens distanziert er sich von einer reinen Auflistung von zu behandelnden Inhalten, betont hingegen die Fähigkeiten, die erlernt werden sollen. Hier stehen wir vor grossen Herausforderungen, wie diese Vorhaben umgesetzt werden, damit Chancengleichheit entstehen kann.

Wie im Strassenverkehr braucht es auch in der digitalen Welt schützende Regeln. Die rasche Entwicklung und die schiere Grösse des Internets erschweren diese. Gewisse Ansätze existieren aber bereits. Beispielsweise kategorisiert die PEGI Spiele nach ihrem Inhalt. Wäre es dabei nicht sinnvoll, auch einzelne Funktionen zu kennzeichnen, die für Kinder gefährlich werden können?

Erwachsene, die mit schlechten Absichten Kontakt zu Kindern suchen, gab es schon immer auf Spielplätzen, Schulhöfen und Sportanlagen. Im Unterschied zu Online-Räumen kennen Eltern diese Kindertreffpunkte. Sie sind selbst oft dort anwesend, genauso wie ab und zu die Polizei oder andere Vertrauenspersonen. Ähnlich verhält es sich in der Online-Welt: Auch hier hilft es, wenn wir uns dort ab und zu selbst aufhalten, um uns zu informieren. Also, lasst uns miteinander reden, chatten, spielen und mit Visionen an den digitalen Herausforderungen arbeiten. Neulich fragte ich eine Schulklasse, was das Internet sei. Ein Mädchen in der hintersten Reihe hat darauf gerufen: „Freundschaft, Gemeinschaft, Liebe!“